EU-Förderung: Damit Kinder die Welt wieder greifen können
![Bild des ersten Prototyps der Neuroorthese für Kinder.](/files/2025/01/PlayAgain-Neuroorthosis-scaled-1-480x320.jpg)
Europäischer Forschungsrat fördert wegweisendes FAU-Projekt im Bereich der Neuromechatronik
Kinder, die zum Beispiel nach einem früh im Leben erlittenen Schlaganfall ihre Hände nicht mehr bewegen können: Geht es nach den Wissenschaftler/-innen des Neuromuscular Physiology and Neural Interfacing Laboratory (N-squared Lab) an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), gehört eine solche Einschränkung bald der Vergangenheit an. Im Rahmen des Projekts „PlayAgain“ will die Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Alessandro Del Vecchio eine neuronale Schnittstelle entwickeln, die Verbindungen vom Gehirn zur Unterarmmuskulatur der gelähmten Hand stärken bzw. wiederherstellen kann. Dafür erhält das FAU-Team nun Fördermittel des Europäischen Forschungsrats (European Research Council, kurz: ERC) in Höhe von 150.000 Euro.
Die Förderung ist ein wichtiger Schritt für das Team um Neurowissenschaftler Prof. Dr. Alessandro Del Vecchio auf dem Weg, Kindern (und auch Erwachsenen) dabei zu helfen, eine beeinträchtigte Hand wieder bewegen und mit ihr wieder greifen zu können. Sie knüpft an die ebenfalls bereits vom ERC ausgezeichnete FAU-Grundlagenforschung des N-squared Labs am Department Artificial Intelligence in Biomedical Engineering im Bereich der neuromuskulären Physiologie an. Die Arbeitsgruppe dort widmet sich dabei der Frage, wie das Gehirn Muskeln steuert, und untersucht sensomotorische Schnittstellen für gelähmte Menschen.
![Bild von einem Arm mit Armband zur tragbaren Messung von Elektromyographie.](https://www.medizintechnik.studium.fau.de/files/2025/01/PlayAgain-Sensorik-scaled-1.jpg)
„Bei der jetzigen Förderung geht es darum, unsere Grundlagenforschung auf eine mögliche Anwendung bei Kindern zu überprüfen“, erklärt Prof. Dr. Alessandro Del Vecchio, N-squared Lab-Leiter und Projektleiter von „PlayAgain“.
Die große Hoffnung: Kinder sollen mit der eigentlich gelähmten Hand wieder spielen, später in der Schule dann beispielsweise auch einen Stift halten sowie Alltagsaufgaben erledigen können. Kurz: Sie gewinnen deutlich an Lebensqualität.
Steht nach der 18-monatigen Projektlaufzeit, die voraussichtlich im Sommer starten soll, ein Erfolg zu Buche, locken weitere Fördermittel in Millionenhöhe. Für Prof. Dr. Alessandro Del Vecchio nur ein Grund, warum „PlayAgain“ besonders reizvoll ist: „Es gibt nichts Schöneres, als zu sehen, dass man mit seiner Forschung direkt Menschen helfen kann. Wenn es sich dabei um Kinder handelt, die ihr ganzes Leben noch vor sich haben, ist das besonders ergreifend.“
Das Prinzip
An den Armen angebrachte Sensoren messen die noch vorhandenen Signale zwischen Gehirn und Muskeln. Eine Gehirn-Computer-Schnittstelle decodiert KI-gestützt die aufgenommenen Signale, um daraus die Bewegungsabsicht der Person abzuleiten. Diese werden weitergegeben an ein Exoskelett in Form eines Handschuhs. Kindern so die Welt wieder begreifbar machen zu können ist ein besonderer Ansporn für die Wissenschaftler/-innen und zugleich einmal mehr ein Beweis, was die FAU mit ihrer Expertise als Innovationsstandort für Künstliche Intelligenz in der Medizin bewirken kann.
Weitere Informationen:
Projektleitung
Prof. Dr. Alessandro Del Vecchio
Professor für Neuromuscular Physiology and Neural Interfacing
Neuromuscular Physiology and Neural Interfacing Laboratory (N-squared Lab)
+49-9131-85-70940
alessandro.del.vecchio@fau.de
Dominik Braun
Neuromuscular Physiology and Neural Interfacing Laboratory (N-squared Lab)
Tel. 09131 85-71375
dome.braun@fau.de